Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat sich konzeptionell aus der von Sigmund Freud entwickelten Psychoanalyse entwickelt. Ihr liegt die Überzeugung zugrunde, dass unsere Wahrnehmungen und Reaktionsweisen vom Unbewussten (oder dem Unterbewusstsein) bestimmt werden. Nach diesem Modell werden belastende Konflikte, für die keine Lösungsmöglichkeiten existieren, zunächst durch Scheinlösungen scheinbar gelöst, aber in Wirklichkeit verdrängt. Wiederholen sich solche Situationen, verfestigt sich ein inneres Reaktionsmuster: die seelische Belastung wird durch die unbefriedigende Konfliktlösung ins Unbewusste verdrängt, um nicht mehr spürbar zu sein. Als unangenehm oder bedrohlich erlebte Gefühle werden durch innere Kompromisslösungen abgewehrt, die sich in Form von Symptomen äußern, z.B. depressive Verstimmungen, Angstzuständen oder Körpersymptomen ohne organische Ursachen.
Schwerpunkt der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist es, Grundkonflikte eines Menschen zu erkennen und bei deren Lösung zu helfen. Solche Konflikte stammen meist schon aus der frühen Kindheit oder Jugend und werden immer wieder lebendig. Je heftiger jemand auf etwas scheinbar Banales reagiert, umso wahrscheinlicher ist es, dass ein alter Konflikt angesprochen wurde. Einer der häufigsten Konflikte ist beispielsweise das Hin- und Her-Gerissensein zwischen dem Wunsch nach Nähe und Geborgenheit einerseits und dem Wunsch nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit andererseits. Solche Konflikte werden früher oder später auch in der therapeutischen Beziehung „reinszeniert“, d.h. spürbar, und können hier verarbeitet und idealerweise aufgelöst werden.