Wie wirkt Psychotherapie und welche Verfahren gibt es?

Mittlerweile gibt es eine Fülle unterschiedlicher Therapieverfahren, die sich jeweils im Weltbild, Krankheitskonzept und Methode unterscheiden. Alle Verfahren haben die Heilung psychischer Störungen zum Ziel. Von den gesetzlichen Krankenkassen werden zurzeit psychoanalytisch orientierte Verfahren (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie) Verhaltenstherapie und Systemische Therapie anerkannt und bezahlt.

Während die Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren lange Zeit als unbewiesen galt, weisen neuere Erkenntnisse der bildgebenden Neurophysiologie tatsächlich strukturelle Veränderungen im Gehirn unter Psychotherapie nach. In immer mehr wissenschaftlichen Studien kann gezeigt werden, dass die Wirksamkeit von Psychotherapie der Wirksamkeit von Medikamenten oft sogar überlegen ist, abhängig von der Art und Schwere des Krankheitsbildes. Dabei hängt der Therapieerfolg vom Krankheitsbild, der Motivation der Patientin und der Beziehung zur Therapeutin sowie deren Qualifikation ab.

 

Die Psychoanalyse sucht die Wurzel der aktuellen Probleme in unbewältigten Blockaden oder Konflikten, die oft in der Kindheit ihre Wurzeln haben. Deshalb führt sie sehr ausführlich in die Kindheit zurück, in die Träume, ins Unbewusste. Ihr Ziel ist es, Beziehungsmuster, damit verbundene verdrängte Gefühle, Erinnerungen und innere Konflikte bewusst und damit der Verarbeitung zugänglich zu machen. Dabei geht eine Analyse oft über mehrere Jahre mit einer Frequenz von 3-4 Sitzungen pro Woche.

 

Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie handelt es sich um eine Art „kleine Analyse“. Hier ist nicht die Aufarbeitung der gesamten Lebensgeschichte das Ziel, sondern die Bearbeitung eines bestimmten Konfliktes, dessen Wurzeln in der Vergangenheit liegen, der sich aber noch störend in der Gegenwart bemerkbar macht. Häufig werden durch traumatische Erfahrungen solche kindlichen Konflikte reaktiviert, die scheinbar bewältigt schienen, aber die Kompensationsfähigkeit beeinträchtigen.

 

Verhaltenstherapie geht davon aus, dass einmal gelernte und als störend oder belastend erlebte Verhaltensweisen durch alternative, weniger belastende Verhaltensweisen abgelöst werden können. Ihre Therapeutin sucht mit Ihnen Erklärungsmodelle für Ihre Problematik und erarbeitet mit Ihnen Lösungs- und Veränderungsstrategien. Besonders wirksam ist die Verhaltenstherapie bei Essstörungen, schweren Angststörungen und Phobien (Vermeidungsverhalten) sowie Zwangserkrankungen.

 

Bei der systemischen Therapie liegt der Scherpunkt besonders auf den Beziehungen mit nahen Bezugspersonen (meist der Familie) und der sozialen Umgebung. Dabei geht es oft um die Diskrepanz zwischen verinnerlichten Normen und eigenen Bedürfnissen. Die psychische Problematik wird dann als Konfliktlösung verstanden.

 

Manche Menschen müssen unter so ungünstigen Bedingungen aufwachsen, dass bestimmte Aspekte der Persönlichkeitsstruktur nicht ausreichend ausgebildet werden konnten, z.B. die Fähigkeit, Stimmungen und Gefühle selbst zu regulieren. Sie können von jeder Therapieform zumindest teilweise profitieren.

 

Heute arbeiten die meisten Therapeutinnen mit Teilaspekten aller Therapierichtungen. Für einen Therapieerfolg ist in der Regel wichtiger als das Verfahren, dass es mit der Person der Therapeutin passt („die Chemie muss stimmen“, Sie müssen sich verstanden fühlen)